Samstag, 20. Februar 2010

Samstag Morgen

Da wollte ich mich aus dem Haus schleichen, um Brötchen zu holen, als "zufällig" meine Unternachbarin auf der Treppe stand. Im Schnelldurchlauf wurde ich innerhalb von 30 min über das Neueste im und ums Haus informiert.

Also. Die Todesanzeige meiner verstorbenen Omma nebenan ist wohl heute in der Zeitung und der Nachbarschaft nicht genehm. Die halbe Straße regt sich auf, dass kein Spruch in der Anzeige stand, nicht mal "meine liebe Mutter" oder so. Ja hallo? Die Leute kannten sie doch auch alle, also wundert es mich, dass es die Leute wundert. Das wird jetzt noch eine Woche Thema sein und dann ist die Beisetzung. Da gibt es dann sicherlich anschließend noch ein bis zwei Wochen Gesprächsstoff und dann wird wohl Ruhe einziehen. Bis zum nächsten Mal.

Die Wohnung unten, aus der die andere alte Dame letztes Jahr ausgezogen ist, soll wohl wieder vermietet sein. Man hat doch tatsächlich vergessen, meine Unternachbarin genauestens zu informieren, wer dort einzieht. "Hoffentlich keine Familie mit Kindern und hoffentlich jemand, der schön ordentlich die Treppe putzt." Jetzt kann sie nachts gar nicht mehr richtig schlafen.

Aber das liegt wohl auch daran, dass in der Wohnung schräg über mir seit neuestem nachts immer Halligalli ist. "Haben sie die laute Musik nicht gehört heut nacht um 2???" Nö, wenn ich schlafe, dann schlafe ich. Also so geht das nicht. Bei der nächsten Musiksession holt sie die Polizei ... sprach sie und schon ging oben die Tür auf und es kam Bewegung auf die Treppe. Ups, ein fremder Kerl mit der Nachbarin. Ist das der Neue? Der Alte kam ja gestern erst aus dem Krankenhaus zurück. Als dann meine Unternachbarin den Mund aufmachte um Luft zu holen und sich zu beschweren, polterte die Olle von oben los "sagen sie nichts, das ist besser für sie ... ich hab auch meine Probleme". In dem Moment lief sie gerade an mir vorbei und ich rang nach Luft. Apfelkorn, definitiv Apfelkorn. Das muss ja hoch hergegangen sein letzte Nacht. Ich konnte mir jedenfalls ein Grinsen nicht verkneifen und hab mich schnell in Richtung Ausgang verabschiedet. Mein Einkauf wartete.

Ich liebe dieses Kleinstadtflair. Das ist doch viel interessanter als diese Anonymität einer Großstadt, wo einer den anderen nicht kennt. Und jetzt werde ich mich in die Waschküche schleichen in der Hoffnung, dass diesmal die Tür unten zu bleibt.
...

2 Kommentare:

  1. Liebe Liesel, das gibt es in der Großstadt auch! Musst nur die richtigen Leutchen im Haus wohnen haben. Bei uns ist´s jetzt eher ruhig geworden, da die "Tageblätter" alle ausgeflogen bzw. sich verabschiedet haben... Manchmal vermisse ich sie ;)

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  2. gerhard aus bayern21. Februar 2010 um 08:37

    ich sehe schon, du brauchst keine zeitung.

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